Quelle: Leverkusener Anzeiger / Kölner Stadt- Anzeiger, 25.6.2007

„Absolut faszinierende Persönlichkeit“

Das Ensemble um Regisseur Matthias Davids und Schauspielerin Sabrina Harper feiert am 12. Juli in Hamburg Premiere mit „Marilyn - das Musical“. Ehe das Stück dort und in Berlin aufgeführt wird, erhält es bei mehrwöchigen Proben im Leverkusener Forum den letzten Schliff.

LEVERKUSENER ANZEIGER / KÖLNER STADT-ANZEIGER: Ein ganzes Musical widmet sich der Person Marilyn Monroe - warum?

MATTHIAS DAVIDS: Ganz einfach: Ich glaube, diese Frau ist immer noch hoch interessant. Sie ist nach wie vor präsent. Man sieht sie ja nicht nur in Filmen. Auch im Alltag stolpert man ständig über sie. Ihr Konterfei schmückt Schaufenster - und das nicht nur in Bilder- oder Fotogeschäften. Neulich habe ich sogar entdeckt, dass sie in einer Drogeriekette für ein Billig-Parfüm herhalten musste.

SABRINA HARPER: Marilyn Monroe ist eine absolut faszinierende Persönlichkeit. Sowohl für mich als „normaler“ Mensch, als auch für mich als Theater- und Musicalschauspielerin. Am Anfang wurde sie zwar von vielen für das typische blonde und naive Dummchen gehalten. Aber das war sie nicht. Ganz im Gegenteil: Marilyn war eine sehr intelligente Frau. Sie wusste, was sie wollte. Sie hatte ihren Traum. Und sie hat alles versucht, um ihn zu verwirklichen. Marilyn hat dafür gekämpft. Auf der anderen Seite war sie aber auch ein sehr trauriger Mensch, der stets vergeblich nach Liebe gesucht hat und unter Depressionen litt. Sie hatte mehrere Liebhaber, erlebte mehrere gescheiterte Ehen, Fehlgeburten, Abtreibungen. Und diesen Schmerz hat sie mit Tabletten und Alkohol bekämpft.

Inwieweit färbt es auf Sie als Schauspielerin ab, wenn Sie eine solch komplexe Rolle spielen?

SABRINA HARPER: Nun, die traurige Seite Marilyns färbt bislang zum Glück nicht auf mich ab: Ich stecke in einer schönen, glücklichen Beziehung (lacht). Aber ansonsten: Auch ich versuche natürlich, meine Träume - zum Beispiel den einer erfolgreichen Schauspielkarriere - zu verwirklichen. Auch ich arbeite hart dafür. Auch ich kämpfe immer weiter.

Wie haben Sie sich denn auf Ihr Bühnenleben als Monroe vorbereitet?

SABRINA HARPER: Ich habe mir zum einen natürlich ihre Filme angeschaut. Habe mich durch CDs mit ihren Liedern gehört. Auf diesem Wege habe ich gelernt, was sie auf der Bühne und in der Öffentlichkeit für ein Mensch war. Um aber auch über sie privat mehr zu erfahren, habe ich zum anderen viele Bücher, hauptsächlich Biographien, über sie gelesen. Und da habe ich schnell gemerkt: Jeder hatte seine eigene Meinung über diese Frau. Jeder kannte sie natürlich am besten. Irgendwie wollte jeder ein Stück von ihr abhaben. Und doch kannte sie wohl keiner richtig.

MATTHIAS DAVIDS: Eben. Und deshalb werden wir - neben all den berühmten Songs der Monroe - auch viele einzelne Elemente aus ihrem Leben zeigen, die den Leuten vielleicht gar nicht einmal so bekannt sind.

Zum Beispiel?

MATTHIAS DAVIDS: Nun, wussten Sie zum Beispiel, dass sie - jahrelang völlig unterbezahlt - die erste war, die in Hollywood richtige Verträge für Schauspielerinnen durchgesetzt hat? Oder dass sie es war, die schwarzen Sängerinnen wie Ella Fitzgerald Auftritte in weißen Clubs erst ermöglicht hat? Also: Letztlich und in der Gesamtheit sollen die Menschen mit unserem Stück ein Bild Marilyn Monroes bekommen, das vielleicht etwas anders ist, als jenes, das in der Öffentlichkeit stets präsent ist.

Wenn man sich dem Leben einer derart berühmten Persönlichkeit im Theater oder Musical widmet: Wie lange dauert es dann, bis das fertige Stück auf die Bühne kommt?

MATTHIAS DAVIDS: Die Vorbereitungen für „Marilyn - das Musical“ laufen jetzt schon seit insgesamt drei Jahren. Die erste Version des Stückes haben wir im vergangenen Jahr im Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz gespielt. Das war sozusagen der allererste Probelauf, anhand dessen wir sehen konnten: Was ist gut? Und was müssen wir noch verändern, wenn wir „Marilyn“ pünktlich im kommenden Juli in Hamburg zeigen wollen.

Sie werden neben Hamburg auch in der Theaterstadt Berlin gastieren - größer geht es hierzulande nicht . . .

MATTHIAS DAVIDS: Trotzdem streben wir nicht die großen Hallen an, wie das ja bei so vielen anderen Musicals etwa in Berlin, Hamburg, Köln, Essen oder Stuttgart der Fall ist. Wir werden vielmehr in Häusern auftreten, in denen noch eine etwas intimere Theateratmosphäre herrscht. „Marilyn“ ist meiner Meinung nach ja auch eher ein Theaterstück, da es sehr viele Sprechszenen enthält.

Ehe das Stück Premiere feiert, proben Sie es mehrere Wochen lang hier im Forum. Warum ausgerechnet Leverkusen?

MATTHIAS DAVIDS: Wenn man wie wir ein Stück entwickelt, das nicht fest an irgendein bestimmtes Theaterhaus gebunden ist, dann muss man sich für die Proben eben ein Haus aussuchen, das über eine gewisse Zeit unbesetzt ist - und das vor allem ausreichend Platz bietet, um so eine aufwändige Produktion vier, fünf Wochen lang beherbergen zu können. Und einen solchen Ort findet man zumeist außerhalb der Großstädte. Mit Leverkusen sind wir denn auch alle sehr glücklich: Das Forum bietet tolle Räumlichkeiten. Hier haben wir auch die Möglichkeit, das fertige Stück in der Woche vor der eigentlichen Premiere einem größeren Publikum schon einmal vorab präsentieren zu können, um zu sehen, wie es auf die Zuschauer wirkt. Und man darf selbstverständlich auch nicht vergessen: Leverkusen liegt sehr zentral, was mich besonders freut: Ich bin ja Wahlkölner und habe es aus diesem Grund derzeit nicht allzu weit zur Arbeit (lacht).

Ganz ehrlich: Bekommt man denn bei der ganzen Arbeit überhaupt etwas von der Umgebung hier mit?

SABRINA HARPER: Ja, natürlich. An den freien Tagen fahren wir gerne mal nach Köln oder Düsseldorf. In Köln haben wir neulich zum Beispiel auch das „We Will Rock You“-Musical angeschaut. Das war ganz toll. Anschauungsunterricht sozusagen, ehe wir dann selber auf der Bühne stehen.

Das Gespräch

führte Frank Weiffen

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